Wir freuen uns doch alle über kalten Kakao am Morgen
Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen. Matthäus 5,35
Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr früh morgens in die Arbeit oder auf die Uni fahrt? Ihr seid meistens erledigt. Vielleicht im Zug/in der U-Bahn nochmal kurz eingenickt. Manchmal bist du den kommenden Tag innerlich schon durchgegangen – die vielen Termine bereiten dir schon jetzt etwas Kopfschmerzen.
Ach ja, und gefrühstückt hast du auch noch nichts! So ähnlich ging es mir eines Morgens im vergangenen Advent. Ich war zwar nicht mehr ganz so müde, weil ich an dem Tag einen späteren Dienst hatte und somit mehr geschlafen hatte. Nur der Hunger war trotzdem da, mein Frühstück musste her. Ich stellte mich beim Bäcker an
(die Schlange war um die Uhrzeit – Gott sei Dank!
– nicht mehr ewig lang).
Plötzlich spricht mich von hinten eine Frau mittleren Alters an:
„Haben Sie vielleicht einen Euro für mich?“
In mir beginnen sich die Gedanken zu drehen: „Soll ich ihr wirklich Geld geben? Ach Mist, warum spricht sie mich nur an? Wie komme ich da jetzt raus?! Ich wollte ja nur Frühstück für mich kaufen.“ Wie aus der Pistole geschossen sage ich ihr, dass ich nicht viel Kleingeld habe, in der Hoffnung, sie zieht dann weiter. In diesem Augenblick realisiere ich, dass wir uns ja gerade vor dem Bäcker befinden. In unmittelbarer Nähe von gutem Gebäck und Kaffee. Viel besser als nur diese Ein-Euro-Münze, die sie wollte.
„Ich kann Ihnen was zu Essen kaufen, oder einen Kaffee?“, sage ich und deute zum Bäcker.
Sie blickt kurz rüber und meint: „Nur einen Kakao.“
Also bestelle ich zu meiner Käsesemmel und meinem süßen Gebäck noch einen Kakao. Der Verkäufer fragt mich, ob warm oder kalt. Da ich sie nicht nochmal fragen will, bestelle ich einen warmen. Ich denke mir dabei, dass man in der Früh (und im kaltenDezember) lieber einen warmen Kakao trinken möchte, der von innen aufwärmt.
Tja, aber das ist nur mein Gedanke. Während der Kakao zubereitet wird, fragt sie mich:
„Der ist eh kalt, oder?“ Ich verneine und korrigiere meine Bestellung beim Verkäufer.
Da meine ich zu ihr: „In Ordnung, er macht den Kakao kalt.“ (Achtung: Wortspiel!) Nach kurzem Überlegen bildet sich ein breites Lächeln auf ihrem Gesicht und sie antwortet: „Er macht den Kakao kalt, das klingt lustig!“ Und lächelt dabei herzlich.
Sie erhält ihren kalten Kakao im Tetrapak und bedankt sich. Ich gebe ihr noch mein Süßgebäck dazu und wünsche ihr einen schönen Tag. „Danke, dir auch!“, ruft sie zurück und geht weg. Unsere Wege trennen sich und ich setze meinen Arbeitsweg fort.
Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben oder durstig und dir zu trinken gegeben? Matthäus 25,37
Für diese herzliche Begegnung bin ich Gott sehr dankbar. Ich habe ihr nichts von Jesus erzählen müssen oder wie sehr sie von Gott geliebt ist, sondern konnte es ihr zeigen, in dem Maß, wie es mir in dem Moment möglich war.
Ach ja, als ich die Bestellung vorhin korrigierte, war der warme Kakao bereits fertig. Den hab ich dann dazu bekommen. Somit war der Kakao quasi ein Geschenk von Gott. Für mich war das doppelte Wärme von innen. Einmal vom Kakao und einmal geteilte Freude.
Es war ja eigentlich nur eine nette Geste. Einem guten Freund oder Arbeitskollegen hätte ich sicherlich auch ein Frühstück mitgenommen, wenn er mich gefragt hätte.
Dennoch, diese Begegnung hat der Frau ein kaltgemachtes Frühstück beschert und mir eine tiefsitzende Freude, aufgrund dieser witzigen Kakao-Bestellung. Diese Freude hat mich den ganzen Tag begleitet. Mit vollem Elan und innerem Jubel bin ich ins Büro gekommen, dass sogar meine Kollegen gefragt haben, warum ich so gut gelaunt bin.
Rückblickend gesehen kann ich sagen, dass Gott in diesem Moment dabei war. Das eigentliche Geschenk, die Herzensfreude, hat in mir kein Ende genommen, sondern wurde weitergegeben. An diese Frau, den Verkäufer, und meine Arbeitskollegen.
Mein Fazit zu der Situation: Gott in meinem Nächsten zu sehen und zu dienen, macht große Freude.
Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Matthäus 25,40
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